Die Idsteiner Pfarrerin Dr. Daniela Opel zu Christi Himmelfahrt
11.05.2012 02:45 Uhr - Idsteiner Zeitung / Untertaunus
Von Pfarrerin Dr. Daniela Opel
„Wo ist Gott?“ Diese Frage stellen Kleine und Große, Alte und Junge. Ich selbst erinnere mich noch genau, dass mich die Frage, wo Gott eigentlich ist, schon sehr früh beschäftigt hat. Ich muss gerade schreiben gelernt haben, denn ich verfasste dem lieben Gott beharrlich kleine Briefchen, die ich auf einen Schrank in meinem Kinderzimmer legte. Eben an einen hohen Punkt, weil Gott ja oben, im Himmel sein sollte. So hatten es mir meine Familie und Lehrer erzählt.
Meine Glaubensbiografie ist in dieser Hinsicht nichts Besonderes. „Wo bist du Gott?“, das ist eine Frage, die alle Menschen, die religiös empfinden, immer mal wieder in ihrem Leben beschäftigt. So auch König Salomo, den Sohn Davids, der im 10. Jahrhundert vor Christus für Gott den Tempel in Jerusalem gebaut hat. Im sogenannten Tempelweihgebet, das Salomo vermutlich nachträglich aus theologischen Gründen in den Mund gelegt wurde, gibt Salomo eine bedeutsame Antwort auf die Frage, wo Gott ist: „Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?“
Aha! Gott ist nicht an einem Ort zu fassen, einzupferchen, zu binden. Gott ist nicht in einem Haus, in keiner Kirche, in keiner Ikone, in keinem Tempel. Gott braucht keinen festen Ort, denn ihn kann nicht einmal der Himmel fassen.
Auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben
Und in dieser Aussage finden wir auch den Bezug zu Christi Himmelfahrt. 40 Tage nach Ostern - so berichten es das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte - wird der auferstandene Christus auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben. Er kehrt zurück zum Vater, und wir bekommen eine Antwort auf unsere Frage: „Wo ist Gott?“ Nicht in einem Haus, auch nicht im Himmel, den wir sehen können, sondern eben - im Himmel.
In der deutschen Sprache hört man den Unterschied leider nicht, aber das Englische unterscheidet „Himmel“ von „Himmel“: „sky“ und „heaven“. Man sollte vielleicht statt „Gott ist im Himmel“ eher sagen „Gott ist Himmel“, denn für uns ist „Himmel“ ja etwas Positives. Denken Sie beispielsweise an das Sprichwort „im siebten Himmel sein“ oder „der Himmel hängt voller Geigen“ oder wir bezeichnen etwas, das wir besonders schön oder lecker finden, als „himmlisch“. Man könnte Himmel auch übersetzen mit „bei Gott“ oder „in der Nähe Gottes“. Der Himmel ist ein Bild für Gottes Nähe und Gegenwart, es ist der Zustand, in dem alles Hoffen und Sehnen erfüllt sein wird. Das ist das Versprechen, die Verheißung: Gott ist nicht örtlich oder räumlich zu fassen, aber sein Versprechen bleibt jenseits von Raum und Zeit bestehen, nämlich seinen Menschen nahe zu sein.
So hat es auch schon das Volk Israel erfahren
„Wo ist also Gott?“ Nun: Gott ist uns nahe … so hat es auch schon das Volk Israel erfahren, immer und immer wieder, als Gott Abraham begleitete und ihm Nachkommen und Wohlsein verhieß, als er Jakob vor seinem Bruder Esau bewahrte, beim Auszug der versklavten Israeliten aus Ägypten, bei der Wüstenwanderung oder im babylonischen Exil. „Siehe“, so sagt Salomo, „der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?“
Der Himmel ist zugänglich und berührt die Realität
Gott erweist sich als der Gott, der mitgeht, der sein Volk nicht allein lässt, der auch uns nicht verlässt, sondern bei uns sein möchte. Während wir Gott herbeisehnen, nach ihm fragen und suchen, ist er schon längst da. Der Himmel ist zugänglich, er ist geöffnet und manchmal berührt die himmlische Realität die irdische: Der Himmel auf Erden ist dann, wenn wir die Nähe Gottes spüren … in einem guten Gespräch, in einem Gottesdienst, in einem Buch, in einer Begegnung, in der Musik, in der Geburt eines Kindes, in unserem Tauf-, Konfirmations- oder Trauspruch … oder auch beim Blick in die Wolken.
Persönliche Anmerkungung des Bloggers:
Die Frage "Wo ist Gott?" erklärt uns die Bibel - Gottes Wort und Testament - folgendermaßen:
Gott will durch Seinen Heiligen Geist in uns wohnen (Johannes 14,17 - Apostelgeschichte 15,8 - Römer 8,9-11 - 1. Korinther 3,16) und uns eine Veränderung unseres Denkens schenken (Epheser 4,23 - Judas 19). Nur dadurch, dass wir erkennen, dass kein Mensch über diese Erde geht, den Gott nicht liebt, sind wir in der Lage, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Denn wenn ich im Mitmenschen ein von Gott geliebtes Geschöpf sehe, kann ich ihm meine Zuneigung nicht verweigern. Andernfalls würde ich auch Gott selbst ablehnen.
Die Nächstenliebe war Jesu zweites Gebot, dass er für genauso wichtig erachtete, wie das erste: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken!" (Matthäus 22,37).
"Gott zu lieben heißt, seine Gebote zu befolgen, und das ist nicht schwer." (1. Johannes 5,3)
"Und Liebe heißt, sich nach den Geboten Gottes zu richten. Er hat uns geboten, einander zu lieben, so wie ihr es von Anfang an gehört habt." (2. Johannes 6)
In diesem Zusammenhang der Gottes- und Nächstenliebe hat uns Jesus erklärt, dass alles, was wir dem Geringsten unter uns Menschen getan haben, Ihm getan haben (Matthäus 25,40) - und alles, was wir an dem Geringsten unter uns unterlassen haben, an Ihm unterlassen haben (Matthäus 25,45). Folgender Bibelvers macht das auch sehr deutlich:
"Wer den Armen etwas gibt, gibt es Gott, und Gott wird es reich belohnen." (Sprüche 19,7)
Das bedeutet auf die Frage "Wo ist Gott?": Ich kann Gott immer direkt begegnen, wenn ich in meinen Mitmenschen die Liebe Gottes erkenne und sie dementsprechend behandle. In jeder "guten Tat" finde ich Gott persönlich, denn Glaube ohne gute Taten ist tot:
"Es reicht nicht, nur Glauben zu haben. Ein Glaube, der nicht zu guten Taten führt, ist kein Glaube - er ist tot und wertlos." (Jakobus 2,17)
"So wie der Körper ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne gute Taten." (Jakobus 2,26)
Wenn wir die Mitmenschen so behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden wollen (Lukas 6,31), dann ist dies der Himmel auf Erden, der uns Gottes Nähe spüren lässt (s.o.). Dann berührt die himmlische Realität die irdische. Auf jeden Fall mehr als bei einem Blick in die Wolken...
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„Wo ist Gott?“ Diese Frage stellen Kleine und Große, Alte und Junge. Ich selbst erinnere mich noch genau, dass mich die Frage, wo Gott eigentlich ist, schon sehr früh beschäftigt hat. Ich muss gerade schreiben gelernt haben, denn ich verfasste dem lieben Gott beharrlich kleine Briefchen, die ich auf einen Schrank in meinem Kinderzimmer legte. Eben an einen hohen Punkt, weil Gott ja oben, im Himmel sein sollte. So hatten es mir meine Familie und Lehrer erzählt.
Dann ging ich aus dem Zimmer und schaute durch das Schlüsselloch, ob Gott denn zu Besuch käme, um meine Post an ihn zu lesen. Gesehen hab ich ihn nicht, auch nicht, als ich in den Urlaub flog und ergebnislos eine Wolke nach der anderen nach Gott absuchte. Dieser Kinderglaube wurde nach und nach von einem stärker vernunftgeleiteten Glauben abgelöst, der abstrakt denken konnte, doch die Frage blieb die gleiche: „Wo ist Gott? Wo kann ich ihn finden?“ Sie war manchmal philosophisch gefärbt, manchmal auch ausgelöst durch die Erfahrungen von Angst oder Verlust …
Meine Glaubensbiografie ist in dieser Hinsicht nichts Besonderes. „Wo bist du Gott?“, das ist eine Frage, die alle Menschen, die religiös empfinden, immer mal wieder in ihrem Leben beschäftigt. So auch König Salomo, den Sohn Davids, der im 10. Jahrhundert vor Christus für Gott den Tempel in Jerusalem gebaut hat. Im sogenannten Tempelweihgebet, das Salomo vermutlich nachträglich aus theologischen Gründen in den Mund gelegt wurde, gibt Salomo eine bedeutsame Antwort auf die Frage, wo Gott ist: „Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?“
Aha! Gott ist nicht an einem Ort zu fassen, einzupferchen, zu binden. Gott ist nicht in einem Haus, in keiner Kirche, in keiner Ikone, in keinem Tempel. Gott braucht keinen festen Ort, denn ihn kann nicht einmal der Himmel fassen.
Auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben
Und in dieser Aussage finden wir auch den Bezug zu Christi Himmelfahrt. 40 Tage nach Ostern - so berichten es das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte - wird der auferstandene Christus auf den Platz zur Rechten Gottes erhoben. Er kehrt zurück zum Vater, und wir bekommen eine Antwort auf unsere Frage: „Wo ist Gott?“ Nicht in einem Haus, auch nicht im Himmel, den wir sehen können, sondern eben - im Himmel.
In der deutschen Sprache hört man den Unterschied leider nicht, aber das Englische unterscheidet „Himmel“ von „Himmel“: „sky“ und „heaven“. Man sollte vielleicht statt „Gott ist im Himmel“ eher sagen „Gott ist Himmel“, denn für uns ist „Himmel“ ja etwas Positives. Denken Sie beispielsweise an das Sprichwort „im siebten Himmel sein“ oder „der Himmel hängt voller Geigen“ oder wir bezeichnen etwas, das wir besonders schön oder lecker finden, als „himmlisch“. Man könnte Himmel auch übersetzen mit „bei Gott“ oder „in der Nähe Gottes“. Der Himmel ist ein Bild für Gottes Nähe und Gegenwart, es ist der Zustand, in dem alles Hoffen und Sehnen erfüllt sein wird. Das ist das Versprechen, die Verheißung: Gott ist nicht örtlich oder räumlich zu fassen, aber sein Versprechen bleibt jenseits von Raum und Zeit bestehen, nämlich seinen Menschen nahe zu sein.
So hat es auch schon das Volk Israel erfahren
„Wo ist also Gott?“ Nun: Gott ist uns nahe … so hat es auch schon das Volk Israel erfahren, immer und immer wieder, als Gott Abraham begleitete und ihm Nachkommen und Wohlsein verhieß, als er Jakob vor seinem Bruder Esau bewahrte, beim Auszug der versklavten Israeliten aus Ägypten, bei der Wüstenwanderung oder im babylonischen Exil. „Siehe“, so sagt Salomo, „der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?“
Der Himmel ist zugänglich und berührt die Realität
Gott erweist sich als der Gott, der mitgeht, der sein Volk nicht allein lässt, der auch uns nicht verlässt, sondern bei uns sein möchte. Während wir Gott herbeisehnen, nach ihm fragen und suchen, ist er schon längst da. Der Himmel ist zugänglich, er ist geöffnet und manchmal berührt die himmlische Realität die irdische: Der Himmel auf Erden ist dann, wenn wir die Nähe Gottes spüren … in einem guten Gespräch, in einem Gottesdienst, in einem Buch, in einer Begegnung, in der Musik, in der Geburt eines Kindes, in unserem Tauf-, Konfirmations- oder Trauspruch … oder auch beim Blick in die Wolken.
Persönliche Anmerkungung des Bloggers:
Die Frage "Wo ist Gott?" erklärt uns die Bibel - Gottes Wort und Testament - folgendermaßen:
Gott will durch Seinen Heiligen Geist in uns wohnen (Johannes 14,17 - Apostelgeschichte 15,8 - Römer 8,9-11 - 1. Korinther 3,16) und uns eine Veränderung unseres Denkens schenken (Epheser 4,23 - Judas 19). Nur dadurch, dass wir erkennen, dass kein Mensch über diese Erde geht, den Gott nicht liebt, sind wir in der Lage, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst. Denn wenn ich im Mitmenschen ein von Gott geliebtes Geschöpf sehe, kann ich ihm meine Zuneigung nicht verweigern. Andernfalls würde ich auch Gott selbst ablehnen.
Die Nächstenliebe war Jesu zweites Gebot, dass er für genauso wichtig erachtete, wie das erste: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken!" (Matthäus 22,37).
"Gott zu lieben heißt, seine Gebote zu befolgen, und das ist nicht schwer." (1. Johannes 5,3)
"Und Liebe heißt, sich nach den Geboten Gottes zu richten. Er hat uns geboten, einander zu lieben, so wie ihr es von Anfang an gehört habt." (2. Johannes 6)
In diesem Zusammenhang der Gottes- und Nächstenliebe hat uns Jesus erklärt, dass alles, was wir dem Geringsten unter uns Menschen getan haben, Ihm getan haben (Matthäus 25,40) - und alles, was wir an dem Geringsten unter uns unterlassen haben, an Ihm unterlassen haben (Matthäus 25,45). Folgender Bibelvers macht das auch sehr deutlich:
"Wer den Armen etwas gibt, gibt es Gott, und Gott wird es reich belohnen." (Sprüche 19,7)
Das bedeutet auf die Frage "Wo ist Gott?": Ich kann Gott immer direkt begegnen, wenn ich in meinen Mitmenschen die Liebe Gottes erkenne und sie dementsprechend behandle. In jeder "guten Tat" finde ich Gott persönlich, denn Glaube ohne gute Taten ist tot:
"Es reicht nicht, nur Glauben zu haben. Ein Glaube, der nicht zu guten Taten führt, ist kein Glaube - er ist tot und wertlos." (Jakobus 2,17)
"So wie der Körper ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube tot ohne gute Taten." (Jakobus 2,26)
Wenn wir die Mitmenschen so behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden wollen (Lukas 6,31), dann ist dies der Himmel auf Erden, der uns Gottes Nähe spüren lässt (s.o.). Dann berührt die himmlische Realität die irdische. Auf jeden Fall mehr als bei einem Blick in die Wolken...
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