Mittwoch, 25. Juli 2012

Statt Kirche: Jesus rockt zwischen Pils und Bratkartoffeln

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(Quelle: www.derwesten.de, 24. 7. 2012) Gott. Er ist in der Kirche. Er ist im stillen Kämmerlein. Er ist im Kloster, in Kapellen, in Kathedralen. Er ist in Kneipen. Denn er ist da, wo Menschen sind. Das sagen Christen, und deshalb will Pfarrer Michael Dettmann (45) mit seiner Creativen Kirche genau da hin.

Und feiert Gottesdienst demnächst im Ratskeller. Creative Kirche - Sie wissen schon: Das sind die, die den Saalbau im Handumdrehen voll bekommen, obwohl ihr Programm schon ein paar hundert Jahre läuft - aber äußerst erfolgreich. Das sind die, wo man Orgel und Evangelisches Gesangbuch suchen muss, und beim Suchen dann Klavier, Schlagzeug und Gitarre findet. Das sind die, wo der Glaube flippig lebt - und Jesus rockt.

Das sind auch die, denen immer wieder was Neues einfällt, um eine alte Frohe Botschaft frisch unters Volk zu bringen. Zum Beispiel mit Gottesdiensten im Ratskeller (nicht, weil die Politiker Stoßgebete nötig hätten, obwohl, wer weiß...). „Wir wollen Gottesdienste da feiern, wo Menschen zusammenkommen“, sagt Pfarrer Michael Dettmann. Und was wäre geeigneter als eine Kneipe? „Die Ruhrgebietskneipe ist der typische Ort, wo Politik gemacht und die Welt gerettet wird - genau da wollen wir hin.“

Missioniert wird niemand

Da sind sie auch ab September, in einem eigenen Raum für Gottesdienste, wo, so hofft der Pfarrer, „im Schnitt so um die 60 Leute Gottesdienst feiern werden, Der Pächter ist begeistert von der Idee.“ Missioniert wird im Gastraum niemand, aber wenn jemand spontan aus der Wirtschaft dazukommen möchte - immer herzlich gerne.

Denn so schön eine Kirche mit Glockengeläut, festlicher Liturgie, Gewändern und Weihrauch (der Autor dieses Beitrags ist katholisch) auch sein kann - den einen oder anderen schreckt das inzwischen fremd Gewordene, Unbekannte manchmal auch Unverständliche eines herkömmlichen Gottesdienst in einem Kirchraum ab. „Bekannte Orte geben Sicherheit, die Schwellenangst ist in einer Kneipe sicherlich geringer als in einer Kirche“, hat der Pfarrer erfahren.

Außerdem hat die Creative Kirche gar keine Kirche. Irgendwo muss sie also hin. „Bis September wird bei einzelnen Mitgliedern reihum zu Hause Gottesdienst gefeiert“, so Michael Dettmann. Nach den Sommerferien trifft sich dann Anfang September das Team, das den ersten Ratskeller-Gottesdienst am 23. September vorbereiten soll. „Da können wir auch ein Klavier hinstellen, und Essen und Trinken gehört für uns ohnehin mit dazu.“

Warum nicht auch im leerstehenden Ladenlokal

Über diesen festen Bezugspunkt hinaus kann sich Michael Dettmann auch andere Orte vorstellen, an denen er Gottesdienst feiern würde. In der Tiefgarage? „Warum nicht - da kommen doch auch Menschen hin.“ In einem leerstehenden Ladenlokal? Sofort springt die Kreativität an: „Das wäre eine tolle Sache - so eine Art Schaufenster-Gottesdienst. Und wer sich angesprochen fühlt, kann gleich hereinkommen und mitfeiern. Alles, was uns den Menschen näher bringt, ist für unsere Gemeinde interessant.“

Auch in diesem Punkt könne die Kirche viel von Jesus lernen: „Er hat nicht nur in Synagogen gelehrt, sondern auch aus einem Boot, vom Berg oder auf dem Feld gepredigt - da, wo die Leute eben waren.“

Himmlischer Beistand und ein frisch gezapftes Pils

In Norwegen hat Michael Dettmann kürzlich einen Gottesdienst auf der Aussichtsplattform eines Berges gemacht - „das war ein ganz besonderes Gefühl. Wir müssen darüber nachdenken, welche tollen Orte es hier bei uns noch gibt.“ Nur dürften diese Orte keinen puren Aktionismus ausstrahlen, sie müssten schon einen Sinn haben. „So wie das Tauffest an der Ruhr. Da konnte Kirche zeigen, dass Taufe etwas besonderes ist. Da hat der Ort den Gottesdienst mitgeprägt.“

So wie auch der Ratskeller den Gottesdienst mitprägen wird. Und vielleicht stößt ja tatsächlich der eine oder andere Lokalpolitiker mit dazu. So schlecht kann es schließlich nicht sein, himmlischen Beistand zu bekommen - und anschließend ein frisch gezapftes Pils.
Bernd Kassner
Zum Original-Artikel geht es HIER


Meine persönliche Anmerkung:

creativ - innovativ - unkonventionell - nachahmenswert!

Die Landeskirchen haben Nachholbedarf bei der Ausrichtung von Gottesdiensten. Deshalb geht kaum noch einer hin. Jüngere Menschen noch viel weniger. Kirchenaustritte nehmen zu.

Jesus hat die Menschen auch dort abgeholt, wo sie waren bzw. standen. Aber Er hat dafür seine Botschaft nicht verbogen. Die Frohe Botschaft des Evangeliums darf bei allen Bemühungen, niedrigschwellige Angebote zu schaffen, weder verfälscht noch verwässert werden.

Gottes Wort besteht auf ewig und verliert nie seine Gültigkeit!


Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.
Markus 13,31
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