Samstag, 8. Dezember 2012

Abschied: Aldi-Erbe Berthold Albrecht (58) gestorben

.
Er war einer der reichsten Deutschen: Berthold Albrecht, Sohn des 2010 verstorbenen Aldi-Mitbegründers Theo Albrecht. Die Familie betrauert seinen Tod in einer großen, ganzseitigen Todesanzeige in der BILD-Zeitung vom 7. 12. 2012. Die Ehefrau nimmt mit dem Trauspruch Abschied von ihrem Mann. Berthold Albrecht, Vater von fünf Kindern und verheiratet mit der fünf Jahre jüngeren Ehefrau Babette. Offenbar war der Aldi-Erbe seit längerem krank, wie aus der Traueranzeige hervorgeht.

 
 
Der 58-jährige gilt als einer der reichsten Deutschen. Zusammen mit seinem Bruder Theo jr. saß er im Aldi-Verwaltungsrat. Das Vermögen der Aldi-Nord-Erben beläuft sich auf etwa 14.000 Mio. (14 Mrd.) Euro. In der deutschen Forbes-Liste des Jahres 2012 liegen sie damit auf Rang zwei – nach Karl Albrecht, dem Mann hinter Aldi Süd.




Das letzte Hemd hat keine Taschen! Auch mit 14 Mrd. Euro auf dem Habenkonto kann der Tod nicht abgewendet werden - höchstens geringfügig hinausgezögert, so Gott will. Wenn der himmlische Vater ruft, muss jeder folgen, auch wenn er noch so reich und mächtig ist.

Die große Traueranzeige der Albrecht-Familie zitiert in "Anlehnung an die Trauerpredigt" zahlreiche Bibelverse. Hier die Todesanzeige, deren ganzer Wortlaut, für sich spricht:


„Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. Bedenkt die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag.“ (Röm. 13,8–12)

Berthold Albrecht war ein sehr lieber, überaus großzügiger Mensch, ein vorbildlicher Ehemann und Familienvater. Sehr intelligent und arbeitsam; er hatte ein großes Herz, zeichnete sich durch seine feinfühlige Art aus, durch Heiterkeit und Optimismus. Die Liebe bleibt auch über den Tod hinaus. Berthold war eine Kämpfernatur, sodass er bis zuletzt noch hoffnungsvoll war. Nun ist er uns in die Ewigkeit vorausgegangen. Er war weder geschwätzig noch nachtragend und so ein weithin geschätzter Mensch, der von vielen als Vorbild betrachtet wurde.

„Der Gerechte kommt um, doch niemand nimmt es sich zu Herzen. Die Frommen werden dahingerafft, doch es kümmert sich niemand darum. Weil das Unrecht herrscht, wird der Gerechte dahingerafft. Aber er gelangt zum Frieden; und wer seinen Weg geradeaus ging, ruht aus auf seinem Lager.“ (Jesaja 57,1–2)

Als Christen glauben wir an die Gemeinschaft der Heiligen. Das heißt: Auch der Tod kann uns letztlich nicht von unseren Lieben trennen, die nicht mehr auf dieser Erde leben. Mögen sie auch unseren Blicken entzogen sein, wir bleiben durch Glaube, Hoffnung und Liebe mit ihnen und sie mit uns verbunden.

Paulus spricht im weiteren Verlauf des 13. Kapitels des Briefs an die Römer von Tag und Nacht, von Licht und Finsternis. In dieser Jahreszeit, da die Tage kürzer werden und wir uns auf Weihnachten vorbereiten, überaus aktuelle Gedanken.
Die Dunkelheit der Nacht steht von jeher für die bedrückenden Dinge, denen wir im Leben begegnen, für den bedrängenden Teil unserer Wirklichkeit, die uns an den Nerven zehrt, Kräfte raubt und die Zuversicht nimmt.

Manchmal tappen wir ganz schön im Dunkeln: Wie soll es nur weitergehen, nach dem Verlust des so sehr geliebten Ehemannes, Vaters und Freundes? Die Nacht ist vorgedrungen in die Winkel und Ecken meines Lebens, hat sich ausgebreitet über die ganze Welt.

Vieles liegt im Argen, vieles ist zerbrochen, nicht heil. Unsere Welt braucht es, dass sie heil werden darf, nicht nur an manchen vereinzelten Orten, sondern insgesamt. Dies festzustellen, ist nicht ein Ausdruck christlicher Weltfeindlichkeit und Freudlosigkeit, sondern im Gegenteil Ausdruck der Liebe zu dieser Welt und der Sehnsucht, dass sie anders, dass sie heil werden darf.

Der Advent beginnt im Dunkel: Die Nacht ist vorgedrungen. Advent ist Zeit der Buße, weil mit ihm die Dunkelheit angesprochen wird. Das Dunkel wird genannt, doch es wird auch gebannt. Mitten in das Dunkel kündigt sich das Kommen des Sohnes Gottes an, beginnt sein Licht zu scheinen: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“ (Jochen Klepper)

Gottes Stern beginnt mitten in der Finsternis zu leuchten, weil die Finsternis in unserer Welt, in unserem Leben nicht bleiben soll.
Der Advent benennt das Dunkel, er scheut den wachen, ja hellen Blick mitten in der Nacht nicht. Doch er kündet auch von der Endlichkeit der Nacht und vom Aufgehen des Lichts. Der Morgenstern beginnt schon zu leuchten, sogar mitten in der Nacht.

Mitten in der Nacht kann etwas Neues beginnen. Darin liegt der Anfang eines neuen Tages. Ein Leuchten kündigt sich am Horizont an; dieses Leuchten beflügelt die Hoffnung: eine andere Welt ist möglich, weil Gott sie will.
Wie ein lauter Ruf weckt uns dies heraus aus jenem Schlaf, der die düsteren Tatsachen unserer Welt verdrängt, sie verleugnet oder vor ihnen resigniert. Wir müssen vor der Dunkelheit nicht kapitulieren, denn wir können gegen das Dunkel ankommen mit den „Waffen des Lichts“ und so bezeugen, dass Gottes Licht die Finsternis verdrängt.

Nächstenliebe, Weihnachten als „Fest der Liebe“: Wie schnell können diese Worte abgegriffen wirken, schal und inhaltslos tönen. Sie werden in der Advents- und Weihnachtszeit ebenso infl ationär gebraucht wie die unzähligen Lichter, und so wie jene das Dunkel nicht wirklich vertreiben, machen die Worthülsen der Liebe, die wir gern produzieren, unsere Welt nicht liebevoller.
Wir wollen darum über dieses „Seid niemandem etwas schuldig“ nachdenken, das Paulus ganz am Anfang benennt.

„Seid niemandem etwas schuldig“ – diese Aufforderung des Paulus würde mich lähmen, wenn ich sie als überfordernde Moralpredigt verstehen müsste. Ich höre dieses „Seid niemandem etwas schuldig“ aber als eine fast geniale Übersetzung des Liebesgebotes in mein konkretes, alltägliches Verhalten: Was bin ich anderen, mir selbst und Gott in diesem Moment schuldig? Was ist im Bereich meiner Möglichkeiten und Fähigkeiten, was kann ich tun, um anderen besser gerecht zu werden? An diesem „Seid niemandem etwas schuldig“ kann ich mein Verhalten in aller Gelassenheit ausrichten und hinterfragen.

Es ist Advent. Vielleicht gelingt es mir nicht, allen gerecht zu werden, aber vielleicht jenen, denen ich am ehesten etwas schuldig bin.
Was bin ich meinen Mitmenschen und der gefährdeten Schöpfung schuldig? Was bin ich mir und was Gott schuldig? Was ist mir wichtig, was will ich mit meinem Leben tun, worauf will ich mich konzen- trieren?

Wie auch immer. Den Advent könnten wir nutzen, um wieder zur Besinnung zu kommen. Besinnlichkeit gehört zum Advent und viele sehnen sich danach. Besinnlichkeit ist aber mehr als romantisch-heimelige Atmosphäre mit Kerzenschein, Lebkuchen und vertrauten Liedern. Der Advent kann uns helfen, dem Sinn all dessen, was unser Leben ausmacht, wieder auf die Spur zu kommen, nicht nur zu funktionieren, sondern zu spüren, dass mein Leben einen tragfähigen Grund hat.
Liebe ist nicht nur ein betörendes Gefühl oder eine praktische, helfende Tat, sondern vor allem der Grund, der mich im Leben trägt und mein Leben erträglich macht. Gott trägt mich, erträgt mich und macht mich erträglich auch für andere. Er bleibt uns nichts schuldig, sondern schenkt uns alles. Darauf bereitet uns der Advent vor.

Wenn Gott zur Welt kommen will, dann braucht das seine Zeit. Aber dann ist der Zeitpunkt da, die Nacht vorüber, der Tag angebrochen. Das ist der nüchterne und praktische Realismus des Glaubens. Ich werde heute die Welt nicht retten können. Aber Gott wird sie erhalten und tragen, sowie er auch mein Leben erhält.

Wenn wir hinaufblicken zu dem Stern, der uns so wunderbar leuchtet, dann lassen wir uns von ihm und von dem Lied Jochen Kleppers zusprechen: „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“
 
(In Anlehnung an die Trauerpredigt)


Wenn Gott uns heimruft,
ist unserer Seele höchster Feiertag,
denn sie kommt zu dem,
der sie am meisten liebt.
Augustinus
.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.