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In meinem "Zeugnis" geht es nicht um Schulnoten, sondern um meinen persönlichen Weg zu Gott:
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der mein Vater (gest. 2002) katholisch war und meine Mutter evangelisch ist. Der Glaube an Gott hat im Familienalltag keine große Rolle eingenommen. Als katholisch getauft, hätte ich die klassische Kirchen-Laufbahn genommen: Taufe, Kommunion, Beichte, Firmung. Die Kommunion habe ich abgeschlossen, den Beichtunterricht abgebrochen, zur Firmung kam es nicht mehr.
Mit meiner Mutter habe ich in meiner Kindheit ab und zu einen Gottesdienst besucht - allerdings in der kath. Kirche. In der 5. Klasse kam mein erster und einziger blauer Brief von der Schule wegen einer 5 im kath. Religionsunterricht. Aus diesem Anlass wechselte ich in den ev. Religionsunterricht, um feststellen zu müssen, dass es dort auch nicht viel besser war. Von da an war mein Verhältnis zur Religion gestört und mit 25 Jahren bin ich zum Entsetzen meiner Eltern aus der kath. Kirche ausgetreten. "Wer wird dich denn dann mal beerdigen?", lautete damals die dringendste Frage.
Als ich mein erstes Geld verdiente, wollte ich diesen ungeliebten Verein nicht auch noch finanziell mit 50 DM monatlich unterstützen. Mit dem "unfehlbaren" Papst und seinem Gefolge wollte ich nichts zu tun haben. Meinen Glauben an den "lieben Gott" habe ich jedoch damals nie verloren - auch wenn er einige Zeit pubertätsbedingt auf Eis lag. Die Grundsehnsucht nach dem himmlischen Vater und seinen Verheißungen ist mir nie verloren gegangen - Gott sei Dank!
Erst vor wenigen Jahren ist dieses "Verhältnis" zu Gott zu einer erwachsenen Reife gelangt. Jahrzehntelang habe ich eine Vater-Sohn-Beziehung geführt, die ähnlich der Beziehung zu meinem irdischen Vater war. Besonders geliebt habe ich mich gefühlt, wenn man sich so verhalten hat, wie es von einem erwartet wurde. Die Gunst musste man sich verdienen - durch Schulnoten, Studienabschlüsse, Berufswahl, Arbeit etc. Auf der einen Seite einfach, aber sehr entwicklungshemmend, da man sich nicht an eigenen Bedürfnissen, Wünschen, Neigungen und Gaben orientierte, sondern nur gehorsam funktionierte, um Erwartungen zu erfüllen.
Vor wenigen Jahren durfte ich in einem freikirchlichen/-christlichen "Encounter"-Seminar ganz neue Erfahrungen mit Gott machen und lernte Jesus richtig kennen. Gott zeigte sich mir an einem intensiven Wochenende als liebender Vater, der mich bedingungslos und grenzenlos liebt - unabhängig von meinen guten oder weniger guten Entscheidungen und Taten. Er liebt mich so, wie ich bin und nimmt mich nicht aufgrund meiner Werke an, sondern weil Er mein Vater ist und ich dies anerkenne. Durch Jesus bin ich nicht länger getrennt von Ihm, sondern kann vorbehaltlos zu Ihm kommen.
Den liebenden himmlischen Vater kennenzulernen, war ein echter Durchbruch, der mein Leben von Grund auf verändert hat. Jesus habe ich als meinen persönlichen Erlöser angenommen, der für meine Sünden Sein Leben am Kreuz gegeben hat. Er ist mein Weg, meine Wahrheit, mein Leben und meine Tür zum Himmel.
Seitdem "brennt" mein Herz auf eine sehr ungewöhnliche Weise - ähnlich wie bei den beiden Emmaus-Jüngern (Lukas 24). Das Herz der beiden begann zu brennen, als Jesus mit ihnen sprach. Gott weckte in ihnen die Sehnsucht nach Jesus. Es war wie Heimweh, wie das Gefühl nach Hause zu kommen und endlich dort zu sein, wo man hin gehört - für immer. Dieses Heimweh nach Hause bzw. die Grundsehnsucht nach dem Schöpfer hat Gott uns in die Wiege gelegt. Diese Sehnsucht wird erst gestillt, wenn wir Jesus kennenlernen und das Wort Gottes in der Bibel verstehen lernen.
Alle anderen Sehnsüchte haben die Eigenschaft, dass sie - kaum gestillt - immer wieder von neuem aufbrechen, uns weiter treiben und nie wirklich zur Ruhe kommen lassen.
Gott stellt uns Orientierungsschilder auf, die wir befolgen können oder nicht. Wir haben jeden Tag neu die Wahl zwischen dem breiten und dem schmalen Weg - bei jeder kleinen Entscheidung, die wir treffen.
Die Sehnsucht hingegen, die Jesus in uns wirkt, ist eine ewige, die uns Frieden schenkt. Dieser Frieden geht weit über den menschlichen Verstand hinaus: "Ihr werdet Gottes Frieden erfahren, der größer ist, als es unser menschlicher Verstand je begreifen kann. Sein Friede wird Eure Herzen und Gedanken im Glauben an Jesus Christus bewahren" (Philipper 4,7). Gottes Friede ist übermenschlich, und so fühlt er sich an: unbeschreiblich!
Diese Erfahrung des "Frieden Gottes" wünsche ich jedem Menschen. Wer ihn selbst "erlebt" hat, hat den besten Gottesbeweis gefunden. Die Prioritäten im Leben werden neu geordnet und viele Dinge, die vorher wichtig waren, sind auf einmal nichtig. Dadurch wird man selbst viel gelassener und kann aus einer völlig neuen Perspektive Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden.
So habe ich nach einem längeren Meinungsbildungsprozess erkannt, dass mir meine Säuglingstaufe nicht ausreicht. Ich wollte diesen Glaubens- und Gehorsamsschritt als Erwachsener bewusst vollziehen - so wie es in der Bibel beschrieben wird und wie es Jesus selbst vorgelebt hat. Deshalb habe ich mich am 19. August 2013 von meinem Freund Geo in einem Freibad nach Torschluss "im Namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Matthäus 28,29) und "auf den Namen Jesus" (Apostelgeschichte 19,5) taufen lassen. Jetzt fühle ich mich nicht besser oder gar höherwertiger, aber in meinem Christsein kompletter.