Quelle: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 30. 11. 2014
Reinhold Yabo
Doppelpass mit Gott
Von RAINER SEELE, KARLSRUHE
Man könnte sich das so vorstellen: Ein hoher, langer Ball, gespielt vom IHM. Er fliegt und fliegt und fliegt. Reinhold „Ray“ Yabo hat den Ball im Blick, zu jeder Zeit. Ist bereit, ihn anzunehmen, wann immer es sein soll. Er ist für ihn bestimmt, Yabo weiß das genau.
Er hat vollstes Vertrauen in IHN. „Gott“, sagt er, „hat mit jedem einen Plan. Gott ist ein Pädagoge.“ Deswegen wird er, gewissermaßen im Doppelpass mit ihm, auf diesen Ball warten. Auf seine Landung. Mal sehen, was daraus wird. Vielleicht ein Schuss ins Glück.
Er hat sich dort entwickeln können, neuen Schwung bekommen. War ja vorher nicht alles so, wie er sich das ausgemalt hatte. Und nun? Yabo, der als Mittelfeldspieler schon vier Tore in dieser Saison erzielt hat, könnte bald aufsteigen, in die Bundesliga. Eine ganz persönliche Geschichte. Sein Vertrag läuft aus, er könnte ablösefrei wechseln, an Interessenten mangelt es offenbar nicht. Auch die Frankfurter Eintracht hat Yabo angeblich im Visier. Kein Thema allerdings, mit dem er jetzt offensiv umgehen möchte. „Es ist nicht entschieden, wie es bei mir weitergehen wird. Ich lasse alles auf mich zukommen.“ Mit SEINER Hilfe, natürlich.
Nicht, dass er das unbedingt angestrebt hätte, „ich bin eher zufällig reingerutscht“. Yabo hatte eine Anfrage bekommen, er hatte Ja gesagt, und er hatte schließlich mit mehr als 7000 Stimmen einen Abgeordnetenplatz erhalten. Nicht in erster Linie wegen seines Programms, wohl eher wegen seines Bekanntheitsgrades als Fußballspieler. „Ich glaube schon“, sagt Yabo, „dass der KSC darauf Einfluss hatte.“ Der KSC und die Art von „Ray“ Yabo, die Dinge im Fußball anzupacken.
Er bekommt auch einiges zu hören, manchmal im Scherz, zum Beispiel von seinen Teamkollegen. Da kursieren schon mal Bemerkungen wie diese: „Der erste schwarze Bundeskanzler.“ Der Fußballer und die Politik: Yabo fühlt sich, obwohl ein Lernender und Hinterbänkler, ernst genommen in der neuen Umgebung, „definitiv“.
Der Wunsch ist klar, „absolut“: Bundesliga, Fußball erster Klasse. Vorankommen wie die anderen, wie die Götzes, Ter Stegens, Mustafis. Yabo war mal ihr Kapitän, 2009, als Deutschland U-17-Europameister wurde. Mit Yabo als Führungsspieler, als einer der größten Hoffnungen des deutschen Fußballs. Aber es gab dann Brüche in seiner Laufbahn, es ging nicht weiter bergauf wie für Götze und Co., die inzwischen WM-Helden sind, die eine Menge Geld verdienen, in der Bundesliga oder im Ausland, in München, Barcelona oder Valencia.
Yabo war nach dem EM-Triumph beim 1. FC Köln gelandet, später bei Alemannia Aachen. Er, der Hochbegabte, musste Rückschläge einstecken, kam nicht so zurecht, wie er sich das gewünscht hatte. Es ging um Verletzungen, aber auch um taktische Unreife, körperliche Defizite, manchmal auch um ein Spielsystem, in das Yabo angeblich nicht hineinpasste. „Da kam viel zusammen“, sagt er, „viele Faktoren spielten eine Rolle.“ Er spricht aber auch von kostbaren Erfahrungen, von Begebenheiten, die den Reifeprozess förderten. Und er sagt: „Gott hat es zugelassen, mit einer bestimmten Absicht.“
Yabo und die Beziehung zu IHM: „Er hat meinem Leben einen Sinn gegeben.“ Und: „Er bringt mein Spiel zur Vollendung.“ All das sagt ein junger Mann, der in Erscheinung tritt wie andere Gleichaltrige. Der sich „cool“ kleidet. Der mittags mit Mitspielern zwischen den Trainingseinheiten beim Italiener einkehrt, ganz „Ray“, der Kumpel und Kicker.
Es gibt etliche andere gläubige Fußballprofis im Lande, wie den Österreicher David Alaba, ein Star des FC Bayern. Er sagt: „Leben ohne Gott ist wie Fußball ohne Ball.“ Yabo tauscht sich mit diesen Spielern aus. Ihre Namen möchte er nicht nennen; es könnte ihnen womöglich nicht recht sein. So wie er nicht preisgeben würde, wenn ein Karlsruher Spieler sich mit ihm über Gott und die Welt unterhalten möchte. Yabo steht als Ansprechpartner zur Verfügung, „aber ich möchte keinem etwas aufzwängen“.
Profi, Prediger, Politiker. Yabo sieht Parallelen zwischen diesen Feldern, weniger zwischen dem Sport und der Politik, eher zwischen dem Sport und dem Glauben. „Das ist viel einfacher.“ Weil man da wie dort einander dienen solle, weil der eine durch den anderen an Stärke gewinnen kann. So versucht er sich beim KSC einzubringen, auch zu seinem eigenen Wohl. Und für den Traum von der Bundesliga.
Der Ball liegt bei Gott. „Er spielt ihn mir jetzt in den Lauf zurück“, sagt Yabo. Kann eigentlich nichts schiefgehen.
Er hat vollstes Vertrauen in IHN. „Gott“, sagt er, „hat mit jedem einen Plan. Gott ist ein Pädagoge.“ Deswegen wird er, gewissermaßen im Doppelpass mit ihm, auf diesen Ball warten. Auf seine Landung. Mal sehen, was daraus wird. Vielleicht ein Schuss ins Glück.
Eine Stütze seiner Mannschaft
„Ray“ Yabo, 22 Jahre alt, Fußballprofi, vor allem. Kein Name, mit dem jedermann etwas anfangen kann. Aber immerhin: Yabo ist eine Stütze seiner Mannschaft, eine Größe beim Karlsruher SC. Ein Klub mit einer gewissen Tradition, aber die größeren Tage der Nordbadener liegen schon eine Weile zurück. Der Alltag jetzt: zweite Liga, Tabellensechster, an diesem Freitag (18.30 Uhr / Live bei Sky und im 2. Bundesliga-Ticker bei FAZ.NET) geht es nach Darmstadt. Yabo sagt, dass er sich sehr wohl fühle in dieser Stadt, in diesem Verein.Er hat sich dort entwickeln können, neuen Schwung bekommen. War ja vorher nicht alles so, wie er sich das ausgemalt hatte. Und nun? Yabo, der als Mittelfeldspieler schon vier Tore in dieser Saison erzielt hat, könnte bald aufsteigen, in die Bundesliga. Eine ganz persönliche Geschichte. Sein Vertrag läuft aus, er könnte ablösefrei wechseln, an Interessenten mangelt es offenbar nicht. Auch die Frankfurter Eintracht hat Yabo angeblich im Visier. Kein Thema allerdings, mit dem er jetzt offensiv umgehen möchte. „Es ist nicht entschieden, wie es bei mir weitergehen wird. Ich lasse alles auf mich zukommen.“ Mit SEINER Hilfe, natürlich.
„Gemeinsam für Karlsruhe“
Die Pfade sind manchmal verschlungen. Yabo, Sohn kongolesischer Eltern, geboren in Deutschland, hat Erfahrung damit. Er könnte einfach nur Profi sein, ein Leben sozusagen zwischen Kreidelinien führen. Aber dann ist doch mehr daraus geworden, ein Leben zwischen Kabine, Kirche und Kommunalpolitik. Yabo sitzt seit kurzem im Karlsruher Gemeinderat, als Vertreter der Gruppierung „Gemeinsam für Karlsruhe“. Er sagt: „Wir versuchen, Gutes zu bewirken im Sinne christlicher Werte.“Nicht, dass er das unbedingt angestrebt hätte, „ich bin eher zufällig reingerutscht“. Yabo hatte eine Anfrage bekommen, er hatte Ja gesagt, und er hatte schließlich mit mehr als 7000 Stimmen einen Abgeordnetenplatz erhalten. Nicht in erster Linie wegen seines Programms, wohl eher wegen seines Bekanntheitsgrades als Fußballspieler. „Ich glaube schon“, sagt Yabo, „dass der KSC darauf Einfluss hatte.“ Der KSC und die Art von „Ray“ Yabo, die Dinge im Fußball anzupacken.
Rückhalt vom Trainer
Yabo, der gelegentlich auch Predigten hält in einer evangelischen Freikirche und einen Blog schreibt, kann das alles vereinbaren, vorläufig wenigstens - den Beruf, die Nebenjobs. „Der Trainer“, sagt er, „sieht das locker. Er lässt mir alle Freiheiten. Er vertraut mir.“ Zumal der Aufwand für die politischen Aufgaben überschaubar ist. Yabo sitzt in den Ausschüssen für Jugend und Sport - Möglichkeiten zur Gestaltung in Karlsruhe, ein bisschen wenigstens. „Ich schaue mir das an“, sagt er, „ich höre mir das an.“ Und registriert erstaunt, „wie schlagfertig die Politiker sind“.Er bekommt auch einiges zu hören, manchmal im Scherz, zum Beispiel von seinen Teamkollegen. Da kursieren schon mal Bemerkungen wie diese: „Der erste schwarze Bundeskanzler.“ Der Fußballer und die Politik: Yabo fühlt sich, obwohl ein Lernender und Hinterbänkler, ernst genommen in der neuen Umgebung, „definitiv“.
Zusammen mit Götze und Ter Stegen
Als kürzlich jedoch der vermutlich 88,8 Millionen Euro teure Neubau des Karlsruher Wildparkstadions beschlossen wurde, musste er schweigen, wegen Befangenheit. Yabo ist für fünf Jahre gewählt worden. Sollte er sich als Sportler nach dieser Saison tatsächlich neu orientieren, wäre die politische Episode, zumindest in Karlsruhe, schlagartig beendet. Das Mandat erlischt dann.Der Wunsch ist klar, „absolut“: Bundesliga, Fußball erster Klasse. Vorankommen wie die anderen, wie die Götzes, Ter Stegens, Mustafis. Yabo war mal ihr Kapitän, 2009, als Deutschland U-17-Europameister wurde. Mit Yabo als Führungsspieler, als einer der größten Hoffnungen des deutschen Fußballs. Aber es gab dann Brüche in seiner Laufbahn, es ging nicht weiter bergauf wie für Götze und Co., die inzwischen WM-Helden sind, die eine Menge Geld verdienen, in der Bundesliga oder im Ausland, in München, Barcelona oder Valencia.
Rückschläge für einen Hochbegabten
Neid? „Das ist das falsche Wort“, sagt Yabo. Er sagt, dass er sich total freue für die Jungs von damals. Und dass er sich mit seiner Situation arrangiere. „Hey, okay, ist nehme sie an, ich muss sie akzeptieren.“ Und er ist überzeugt: „Auch für mich geht die Sonne wieder auf.“Yabo war nach dem EM-Triumph beim 1. FC Köln gelandet, später bei Alemannia Aachen. Er, der Hochbegabte, musste Rückschläge einstecken, kam nicht so zurecht, wie er sich das gewünscht hatte. Es ging um Verletzungen, aber auch um taktische Unreife, körperliche Defizite, manchmal auch um ein Spielsystem, in das Yabo angeblich nicht hineinpasste. „Da kam viel zusammen“, sagt er, „viele Faktoren spielten eine Rolle.“ Er spricht aber auch von kostbaren Erfahrungen, von Begebenheiten, die den Reifeprozess förderten. Und er sagt: „Gott hat es zugelassen, mit einer bestimmten Absicht.“
Die EM als Erweckungserlebnis
Vater und Mutter hatten Yabo christlich erzogen, aber zum wirklichen Glauben fand er erst, als er Europameister geworden war. Ein sportlicher Höhepunkt, einerseits. „Das war das Ereignis“, sagt Yabo, „wow, das war einfach heftig.“ Aber es war nicht alles, wie er behauptet. „Es hat mich nicht komplett ausgefüllt.“ Er spürte, so erzählt Yabo es jedenfalls, dass es noch „etwas Größeres“ geben muss. Ein Gespräch mit seiner Schwester über Gott, Jesus und die Bibel habe ihm die Augen geöffnet: „An dem Tag empfand ich es so, als würde Gott durch meine Schwester zu mir sprechen.“Yabo und die Beziehung zu IHM: „Er hat meinem Leben einen Sinn gegeben.“ Und: „Er bringt mein Spiel zur Vollendung.“ All das sagt ein junger Mann, der in Erscheinung tritt wie andere Gleichaltrige. Der sich „cool“ kleidet. Der mittags mit Mitspielern zwischen den Trainingseinheiten beim Italiener einkehrt, ganz „Ray“, der Kumpel und Kicker.
Regeln und Werte
Der sagt, dass er sich keineswegs als Außenseiter betrachte im Fußball wegen seines ungewöhnlichen Weges. Wegen der Regeln und Werte, nach denen er sich richtet. Gott stehe immer über allem, sagt Yabo, „vor Wohlstand, Reichtum und Erfolg“.Es gibt etliche andere gläubige Fußballprofis im Lande, wie den Österreicher David Alaba, ein Star des FC Bayern. Er sagt: „Leben ohne Gott ist wie Fußball ohne Ball.“ Yabo tauscht sich mit diesen Spielern aus. Ihre Namen möchte er nicht nennen; es könnte ihnen womöglich nicht recht sein. So wie er nicht preisgeben würde, wenn ein Karlsruher Spieler sich mit ihm über Gott und die Welt unterhalten möchte. Yabo steht als Ansprechpartner zur Verfügung, „aber ich möchte keinem etwas aufzwängen“.
Profi, Prediger, Politiker. Yabo sieht Parallelen zwischen diesen Feldern, weniger zwischen dem Sport und der Politik, eher zwischen dem Sport und dem Glauben. „Das ist viel einfacher.“ Weil man da wie dort einander dienen solle, weil der eine durch den anderen an Stärke gewinnen kann. So versucht er sich beim KSC einzubringen, auch zu seinem eigenen Wohl. Und für den Traum von der Bundesliga.
Der Ball liegt bei Gott. „Er spielt ihn mir jetzt in den Lauf zurück“, sagt Yabo. Kann eigentlich nichts schiefgehen.
Quelle: F.A.S.