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Heute möchte ich eine Geschichte wiedergeben, die ich erstmals Anfang 2009 in einem "Encounter"-Seminar des CZW gehört habe und die mich nachhaltig bewegt.
Jedes Mal, wenn ich sie lese, bin ich aufs Neue zutiefst beschämt und total erleichtert zugleich. Gott sei Dank!
Bin gespannt, was diese aufwühlende Erzählung mit dir macht!?
Das Zimmer
In diesem Zustand zwischen Wachen und
Träumen fand ich mich in diesem Zimmer wieder. Es befanden sich keine
charakteristischen Dinge darin, mit Ausnahme dieser einen Wand, die über und
über mit kleinen Karteischubladen bedeckt war. Sie sahen so ähnlich aus wie
diejenigen, die man in Bibliotheken findet und die in alphabetischer Reihenfolge
Buchtitel oder Autoren auflisten. Doch diese Karteischubladen, die vom Boden bis
zur Decke reichten und sich in beide Richtungen endlos fortzusetzen schienen,
trugen verschiedene Aufschriften.
Als ich mich der Wand voller
Karteischubladen näherte, wurde meine Aufmerksamkeit als erstes von einer
angezogen, die die Aufschrift trug „Mädchen, die ich gemocht habe“. Ich öffnete
sie und begann, die Karten durchzusehen. Doch schnell schloss ich sie wieder,
weil ich schockiert erkannt hatte, dass jede einzelne mit einem Namen versehen
war. Und dann, ohne dass es mir gesagt worden war, wusste ich genau, wo ich war.
Dieser leblose Raum mit seinen kleinen Karteischubladen war ein simples
Katalogsystem über mein Leben. Hier waren die Aktionen von jedem einzelnen
Augenblick, ob bedeutsam oder scheinbar unbedeutend, so detailliert
niedergeschrieben, dass mein Erinnerungsvermögen da nicht mithalten konnte. Eine
Empfindung des Staunens, vermischt mit Neugier, gepaart mit Schrecken, stieg in
mir auf als ich begann, wahllos Schubladen zu öffnen und ihren Inhalt zu
erforschen. Einige brachten mir Freude und süße Erinnerungen, andere ein Gefühl
von Scham und Bedauern, das so intensiv war, dass ich einen Blick über die
Schulter warf um zu sehen, ob mich auch niemand beobachtete.
Eine
Schublade mit der Aufschrift "Freunde" befand sich direkt neben einer anderen
mit der Bezeichnung "Freunde, die ich betrogen habe". Die Aufschriften
rangierten vom Banalen bis hin zum geradezu Bizarren. „Bücher, die ich gelesen
habe“, “Lügen, die ich erzählt habe”, „Trost, den ich gespendet habe“, „Witze,
über die ich gelacht habe“.
Einige waren fast komisch in ihrer
Exaktheit: "Dinge, die ich meinen Brüdern zugebrüllt habe“. Über andere konnte
ich dagegen nicht lachen: „Dinge, die ich in meiner Wut getan habe", "Dinge, in
denen ich insgeheim gegen meine Eltern gemurrt habe". Ich konnte gar nicht
aufhören, über die Inhalte überrascht zu sein. Oft waren in so einer Schublade
viel mehr Karten als ich erwartet hatte. Manchmal weniger als ich erhofft hatte.
Ich war überwältigt von dem schieren Volumen des Lebens, das ich gelebt hatte.
Konnte es wirklich möglich sein, dass ich in meinen Jahren die Zeit
gehabt hatte, jede dieser Tausende oder sogar Millionen Karten zu füllen? Doch
jede einzelne Karte bestätigte diese Wahrheit. Jede war in meiner eigenen
Handschrift geschrieben. Und jede mit meiner eigenen Unterschrift
versehen.
Als ich die Schublade mit der Aufschrift “Fernsehsendungen,
die ich mir angeschaut habe” aufzog, erkannte ich, dass die Karten auch den
Inhalt dieser Sendungen aufführten. Die Schublade war dicht voll gepackt und
doch war ich nach zwei oder drei Metern noch immer nicht am Ende der Karten
angekommen. Ich schloss die Schublade beschämt wieder, nicht so sehr wegen der
Qualität der Sendungen als vielmehr wegen der gewaltigen Menge an Zeit, die
diese Aktivität verschlungen hatte.
Als ich an einer Schublade mit der
Aufschrift “Lüsterne Gedanken” vorbeikam, fühlte ich einen Kälteschauer durch
meinen Körper schießen. Ich zog die Schublade nur einen Spalt weit auf, nicht
bereit, den Umfang ihres Inhalts zu prüfen, und zog eine Karte heraus. Ich
schauderte über ihren detaillierten Inhalt. Ich fühlte mich so elend bei dem
Gedanken, dass solch ein Moment aufgezeichnet worden war. Eine fast animalische
Wut brach in mir auf. Nur noch ein einziger Gedanke dominierte mich: „Niemand darf jemals diese Karten sehen! Niemand darf jemals diesen
Raum sehen! Ich muss diese Karten alle vernichten!" Wie
ein Verrückter riss ich die Schublade heraus. Ihre Größe spielte jetzt keine
Rolle mehr. Ich musste sie leeren und diese Karten verbrennen. Doch als ich sie
an dem einen Ende ergriff und begann, sie auf den Boden zu stampfen, konnte ich
nicht eine einzige Karte daraus entfernen. Ich war verzweifelt und zog eine
einzelne Karte heraus, nur um festzustellen, dass sie so hart wie Stahl wurde
sobald ich versuchte, sie zu zerreißen.
Niedergeschlagen und in
äußerster Hilflosigkeit schob ich die Schublade wieder an ihren Platz. Als ich
meine Stirn an die Wand lehnte stieß ich einen langen, selbstmitleidigen Seufzer
aus. Und dann sah ich es. Da war eine Schublade mit der Aufschrift “Menschen,
denen ich das Evangelium erzählt habe”. Der Griff an dieser Schublade war
blanker als der an all den anderen Schubladen, neuer, fast unbenutzt. Ich zog
die Schublade auf und ein kleiner Karteikasten von nicht mehr als ein paar
Zentimetern Dicke fiel in meine Hände. Ich konnte die darin enthaltenen Karten
an einer Hand abzählen. Und dann kamen die Tränen. Ich begann zu weinen.
Schluchzer so tief, dass es schmerzte. Sie stiegen aus der Magengegend hoch und
schüttelten mich. Ich fiel auf meine Knie und weinte. Ich schrie förmlich wegen
der überwältigenden Scham. Die endlosen Reihen der Karteischubladen verschwammen
vor meinen von Tränen erfüllten Augen. Niemand durfte jemals von diesem Raum
wissen. Ich musste ihn verschließen und den Schlüssel verstecken. Doch dann, als
ich mir die Tränen abwischte, sah ich Ihn.
Nein, bitte nicht Er. Nicht
hier. Jeder andere, nur nicht Jesus. Ich sah hilflos zu, als er begann, die
Schubladen zu öffnen und die Karten vorzulesen. Ich konnte es nicht ertragen,
seine Reaktion zu sehen. Und in den Augenblicken, in denen ich mich dazu
überwinden konnte, in sein Gesicht zu sehen, sah ich einen Kummer, der tiefer
war als mein eigener. Er schien intuitiv ausgerechnet die schlimmsten Schubladen
zu öffnen. Warum musste er jede einzelne Karte vorlesen? Schließlich wandte er
sich mit zu und schaute mich von der gegenüberliegenden Ecke des Raumes aus an.
Er schaute mich an mit Mitleid in seinen Augen. Doch dies war ein Mitleid, das
mich nicht verärgerte. Ich ließ meinen Kopf hängen, bedeckte mein Gesicht mit
meinen Händen und begann wieder, zu weinen. Er kam zu mir herüber und legte
seinen Arm um mich. Er hätte so viele Dinge sagen können. Doch er sagte kein
einziges Wort. Er weinte einfach nur mit mir.
Dann stand er auf und
ging zurück zu der Wand voller Karteischubladen. Beginnend am einen Ende des
Raumes zog er eine Schublade nach der anderen auf und begann, auf jeder
einzelnen Karte seinen Namen über den meinen zu schreiben. "Nein!" Ich schrie
auf und eilte zu ihm hin. Ich konnte nichts anderes sagen als "Nein, nein",
während ich ihm die nächste Karte entriss. Sein Name sollte nicht auf diesen
Karten stehen. Doch da stand er, geschrieben in einem so satten, so dunklen, so
lebendigen Rot. Der Name von Jesus überdeckte den meinen. Er war mit seinem Blut
geschrieben. Sanft nahm er mir die Karte wieder ab. Er lächelte ein trauriges
Lächeln und begann, weiter die Karten zu unterschreiben. Ich werde niemals
begreifen, wie er all die Karten so schnell abzeichnen konnte, doch im nächsten
Augenblick schien ich ihn schon die letzte Schublade schließen hören und er kam
zurück an meine Seite. Er legte seine Hand auf meine Schulter und sagte: "Es ist
vollbracht."
Ich stand auf und er führte mich aus dem Zimmer. Es war
kein Schloss an der Zimmertür. Es waren immer noch Karten zu beschreiben.
"Ich vermag alles durch den, der mich stark
macht, Christus.“
(Philipper 4:13)
"Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen
Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges
Leben hat."
(Johannes 3:16)
Wenn dich diese
Geschichte berührt hat, dann gebe sie an so viele Menschen weiter wie du kannst,
damit die Liebe von Jesus Christus auch ihr Leben berühren kann.
Meine Schublade
mit der Aufschrift “Menschen, denen ich das Evangelium erzählt habe” ist gerade
gewachsen – wie steht es mit deiner?
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