Mittwoch, 11. Mai 2011

„Nie sind wir allein…“

.
Neulich war ich sonntagmorgens zu Gast in unserer kleinen, romantischen Dasbacher Kirche beim Gottesdienst. Hier sitzen die Herren der Schöpfung noch traditionell oben und Frauen mit Kindern im Parkett. Voll ist das Kirchengebäude zumindest immer an Heilig Abend...
Da ich „konfessionslos“ bin, gehöre ich offiziell nicht zur Gemeinde. Außer Vertretern des Kirchenvorstandes, der Küsterin, dem Vertretungspfarrer (81) und seiner „Partnerin“ sowie dem Organisten war ich der einzige echte Gottesdienstbesucher. Schade eigentlich, bei mehr als 200 ev. Dasbachern!

Die landeskirchliche Liturgie war für meinen Geschmack sehr eingefahren: Liedersingen mit Kirchenorgel, die vier Jahrhunderte alt sind (z. B. Nr. 71 von 1606), kurze Predigt, Sprechen des Apostolischen Glaubensbekenntnisses und Beten des Vaterunser, Ausgangssegen (verkürzte Liturgie-Angabe).

Beim abschliessenden Kaffeetrinken vor der Kirche sagte mir der Pfarrer, mit den modernen Liedern hätte er es nicht so. Das „modernste“ Lied im ev. Gesangbuch datiert aus den 70er Jahren…
Grund genug für mich, mir ein Exemplar des „Evangelisches Gesangbuches für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau“ aus dem Jahr 1994 auszuleihen. Besonders interessierten mich die Texte im Wandel der Jahrhunderte. Bei der Recherche stieß ich auf einen Liedtext (Nr. 170), der so modern ist, dass er auch auf einer zeitgenössischen „Feiert Jesus“-CD auftauchen könnte:

„Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen,
sondern überall uns zu Dir bekennen.
Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen.
Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

Keiner kann allein Segen sich bewahren.
Weil Du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen.
Segen kann gedeihen, wo wir alles teilen,
schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihen.“


(Text und Musik von Dieter Trautwein, 1978)


Nie sind wir allein, mögen die Lebensumstände auch einen anderen Eindruck vermitteln. Gott ist immer bei uns – durch den Heiligen Geist lebt Er in seinen Kindern. Er möchte, dass wir in Ihm bleiben und Er in uns (Johannes 15,4). Nichts soll uns voneinander trennen! Gemeinsam durch Dick und Dünn, dann sind Lachen und Weinen gesegnet. Krisenzeiten sind gerade auch Zeiten, in denen unser Glaube geprüft wird.
Glaube beinhaltet Vertrauen – Vertrauen, dass Gott das gute Ende für jeden einzelnen im Blick hat, auch wenn die derzeitigen Lebensumstände nicht danach aussehen.

Die großen Vorbilder im Glauben (siehe Hebräer 11) zeichnen sich u. a. dadurch aus, dass sie nie den Glauben verloren haben. Warum sonst hätte Noah mitten in der Wüste eine Arche bauen sollen? Hiob wurde arg im Glauben geprüft und als Belohnung hat er alles, was er verloren hatte, zehnfach von Gott zurückbekommen.

„…sondern überall uns zu Dir bekennen“: Hier tun sich die meisten Christen schwer. In einer naturwissenschaftlichen-technokratischen Welt hat Gott offensichtlich keinen Platz mehr. Der Mensch ist sich genug – er hat ja alles und es geht im gut. Das alte Lied des Hochmuts ist allerdings im ev. Gesangbuch zu finden. Mit dem Herzen glaubt man und mit dem Mund bekennt man (Römer 10,9-10). Gott benötigt keine Informationen von uns, sondern Er will Bekenntnisse! Er ist immer für uns da, Er hat keine Sprechzeiten – wir sind nie allein.

Gott ist nur ein Gebet weit entfernt!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.