Letzten Samstag war ich mit meinem Motorrad zu einem unplanmäßigen Werkstattaufenthalt beim Moto-Guzzi-Händler in Karlsruhe, wo ich die Maschine vor etwa drei Wochen gekauft hatte. Das Gemisch war zu mager und es wurde fetter eingestellt, damit die Maschine sauberer läuft – keine große Sache im Vergleich zu dem, was der Tag noch bringen sollte! Für den Hinweg nahm ich die Autobahn, bei der Rückfahrt, wollte ich die Landstraße nehmen und "über die Käffer" fahren – auf der B 9 immer am Rhein entlang. Ich hatte die Route nur grob im Kopf geplant und zur Sicherheit eine Karte im Tankrucksack. Auf dem Heimweg lagen Speyer und Worms, beide mit zwei gewaltigen Domen.
Aber irgendetwas drängte mich, nach Speyer zu fahren, um dort den großen Dom zu besichtigen. Ich leistete keinen Widerstand und folgte der Eingebung. Dort angekommen, herrschte kurz vor 12 Uhr großer Baulärm im Innenraum. Viele Besucher sahen sich das gewaltige romanische Bauwerk an. Was mir sofort auffiel, war die Tatsache, dass hier vom katholischen Goldprunk nichts zu sehen war. Alles war sehr spartanisch und nüchtern. Sehr angenehm! Als unangenehm empfand ich es, in Motorradkluft und mit Helm unter dem Arm diese "geheiligte", fast 1.000 Jahre alte Stätte zu betreten. Baustart der größten erhaltenen romanischen Kirche der Welt war übrigens im Jahr 1024.
Am Eingang stand ein Hinweisschild „Mittagsgebet 12.15 Uhr“. Ich bog links ab in eine kleine Kapelle im Nebenschiff, die den Besucher zum stillen Gebet einlud – Besichtigung unerwünscht. Nach zirka 10 Minuten stiller Einkehr begann im Hauptschiff die Orgel zu spielen. Das Mittagsgebet startete. Ich setzte mich in eine der hinteren Sitzreihen und ließ alles entspannt auf mich zukommen. Vorne standen zwei Schwestern, die das Mittagsgebet leiteten. Beide ca. 70 Jahre alt im grauen Kittel mit weißem Häubchen. Eine der beiden war mir bereits vor dem Eintritt in den Dem begegnet und wir hatten uns freundlich gegrüßt. Mein Erscheinungsbild hatte sie nicht gestört.
Eröffnet wurde das Mittagsgebet mit einer Blockflöteneinlage einer der beiden Schwestern. Nicht alle Töne wurden sauber getroffen, mir gefiel es – erstaunlicherweise – trotzdem. Nun begrüßte die andere Schwester die Besucher und gab einen Text zum besten, den sie für das heutige Mittagsgebet mitgebracht hatte. Bereits die Einleitung war sehr persönlich und ansprechend. Sie erzählte den Zuhörern vom großen Interesse, das Gott an jedem einzelnen Menschen hat, denn schließlich sind wir alle Gottes Kinder und der himmlische Vater möchte für uns sorgen, damit es uns gut geht. Wir müssen es aber vertrauensvoll zulassen!
Diese wahrhaftigen Worte über das liebende Vaterherz Gottes machten meine Augen feucht und ich war sehr berührt und bewegt. Dann zitierte die Schwester den vorbereitetn Haupttext über „Gottes Zusagen an dich“ (Verfasser unbekannt), der mich traf wie ein Hammerschlag vor die blanke Stirn:
Ich kenne dich, ich habe dich im Blick,
ich liebe dich und bin immer für dich da.
Vertraue: Du wirst geführt.
Ich habe einen Plan von deinem Leben.
Ich kenne den Weg und das Ziel für dich.
Sei sicher: Du wirst geführt.
Wenn deine Wege vielleicht auch wie Umwege aussehen,
wenn dir manches dunkel, unbegreiflich, sinnlos erscheint –
sei ohne Furcht: Du wirst geführt.
Du bist niemals allein. Egal, was passiert,
ich bleibe an deiner Seite.
Verlass dich darauf: Du wirst geführt.
Ob du Erfolg oder Misserfolg hast,
ob du dich stark oder schwach fühlst –
hab Mut: Du wirst geführt.
Ich brauche dich, ich will durch dich wirken.
Ich habe eine Aufgabe für dich, die nur du erfüllen kannst.
Wage den nächsten Schritt: Du wirst geführt.
Ich öffne dir Türen, ich zeige dir die Richtung.
Ich gebe dir Kraft für alles, was dich erwartet.
Geh in der Gewissheit: Du wirst geführt.
Diese Zusage Gottes an mich, dass Er mich führen wird - egal was passiert - hat mich Ihm im Dom ganz nahe gebracht. So, als würde ich auf Seinem Schoß sitzen. Jetzt wurde mir klar, weshalb ich an diesem Tag und zu diesem Zeitpunkt ganz „zufällig“ im Dom zu Speyer war und was bzw. wer mich hierher geführt hatte. Es war dieser umwerfende Text über die umfassende Zusage Gottes, die Er jedem von uns macht. Ich sollte ihn an diesem Samstag hören, verstehen und anwenden - und nicht zuletzt weitergeben. Was ich hiermit gerne tue!
Er möchte die Führung in unserem Leben übernehmen und uns ein Leben in Fülle schenken. Wenn wir unsere menschliche Begrenztheit erkennen und anerkennen, dass der himmlische Vater den „Überblick“ hat, uns grenzenlos und bedingungslos liebt und aus dieser Motivation immer das Beste für seine Kinder will, sind wir auf dem richtigen Weg.
Sicher fällt es nicht leicht, Ihm die Führung zu überlassen, weil wir es gewohnt sind, immer die Kontrolle über alle Lebensumstände haben zu wollen. Meistens meinen wir auch zu wissen, was das Beste für uns ist. Doch wir können immer nur einen winzig kleinen Teilausschnitt der Realität sehen. Der liebe Gott weiß alles und dieses Wissen setzt er nicht gegen uns ein, sondern zu unserem Vorteil. Seine Allwissenheit ist die Garantie für ein besseres Leben. Vertrauen Sie sich dem himmlischen Vater an, Er wartet auf Sie!
Gott ist nur ein Gebet weit entfernt!
Dienstag, 27. Juli 2010
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