Wer kennt nicht diese Drohung, die gerne Kindern gegenüber bei Fehlverhalten ausgesprochen wird: "Der liebe Gott sieht alles!". Er thront hoch über uns im Himmel und guckt auf die Erde herab. Auf Schritt und Tritt wird man beobachtet. Wie einem Polizisten, versteckt im Gebüsch mit Radarpistole, bleibt ihm keine einzige unserer Sünden verborgen. Jede Verfehlung wird "geblitzt" und geahndet. Angeblich bestraft der "liebe Gott" kleine Sünden sofort.
"Big Brother is watching you", hieß es bei der Orwell'schen Horrorvision "1984" - ein Buch, das bereits 1949 veröffentlicht wurde. Man kann sich nicht verstecken - Er sieht alles!
"Pass auf, kleine Hand, was du tust! ... Denn der Vater im Himmel schaut herab auf dich, drum pass auf, kleine Hand, was du tust!", so der Text des Kinderliedes "Pass auf" zitiert nach dem Kinderliederbuch "Mit frohem Klang" (Siegen 1977). Wer kann denn froh werden, wenn er ständig am Aufpassen ist!? Welche Gefühle bekommt man, angesichts eines allwissenden Gottes, der alles sieht und hört und weiß? Der gläserne Mensch fühlt sich nackt, kontrolliert und existentiell bedroht. Mit dem Polizisten, der nur Strafzettel verteilt, will man lieber nichts zu tun haben. "Gehe nie zu Deinem Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst"...
Sieht der liebe Gott wirklich alles? Die Bibel lässt keinen Zweifel an der Allwissenheit Gottes (1. Samuel 2,3 und Psalm 139). Selbst die Haare auf meinem Kopf sind gezählt (Lukas 12,7) - wie schrecklich. Es gibt kein Entrinnen! Er kennt mich durch und durch (Psalm 139,1). Mein ganzes Leben ist Ihm vertraut (Psalm 139,3). Niemand kann vor Ihm fliehen - furchtbar. Gott sieht sogar, wann ich mich hinsetze und wann ich aufstehe (Psalm 139,2). Er weiß sogar, was ich sagen werde, bevor ich es ausspreche, d. h. Er kennt alle meine Gedanken und kann in den dunkelsten Winkel meines Herzens sehen. Nicht immer ein schöner Anblick!?
Die Allwissenheit Gottes wirkt nicht nur bedrohlich, sondern auch erdrückend! Aber was macht Gott mit all diesen Informationen über jeden einzelnen Menschen? Auf jeden Fall bestraft er keine Sünden im Hier und Jetzt! Er ist weder Polizist noch Richter. Dieses negative Gottesbild muss über Bord geworfen und an der tiefsten Stelle des Meeres begraben werden. Denn es ist schlicht und einfach falsch und unwahr! Sein Bild wurde durch Menschen verunstaltet, die Ihn nicht kennen. (Johannes 8,41-44). Mit weitreichenden Konsequenzen, denn ein negatives Gottesbild - vielleicht in Kindertagen vermittelt - ist die größte Glaubensbremse. Eine Hürde, die man oft nicht mehr nehmen kann und strauchelt.
Die Wahrheit ist: Der "liebe Gott" ist ein liebender Vater, der seine Kinder grenzenlos und bedingungslos liebt. Er hat ihnen die Freiheit geschenkt, sich Ihm zu- oder abzuwenden. Liebe und Freiheit sind die zwei untrennbaren Seiten derselben Medaille! Seine Fürsorge ist unendlich groß. So wie ein irdischer Vater hoch Tausend will Er nur das Beste für seine Kinder.
Auch wenn wir das nicht immer gleich erkennen. Denn Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken, und unsere Wege sind nicht Seine Wege, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch Seine Wege höher als unsere Wege und Seine Gedanken als unsere Gedanken (Jesaja 55,8-9). Anders ausgedrückt: Gottes Wege sind unergründlich, wir müssen nicht alles bzw. Ihn verstehen. Was wäre das auch für ein Schöpfergott, den wir kleine Menschlein vollumfänglich begreifen könnten? Wenn wir nur den klitzekleinen Bildausschnitt des Universums sehen, sieht Er immer das große Ganze - das unendlich Bild. Und vor allem: Er kann immer schon das Ende der Zeit sehen.
Während die Menschen kleine Bilder an Höhlenwände malen, sieht Gott das große Gesamtbild des Universums.
"Wissen ist Macht", sagt der Volksmund. Gott weiß wirklich alles über uns. Entscheidend ist aber, was der Allwissende mit seinem Wissen anfängt: Der himmlische Vater setzt seine Allwissenheit nicht gegen seine Kinder ein. Er will uns weder drangsalieren, gängeln, manipulieren oder kontrollieren. Psalm 139: "Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir". Gott geht es um Fürsorge, Vertrauen, Geborgenheit und Schutz. Anstatt uns zu überwachen, will Er uns gegen das Böse abschirmen und beschützen. Er bietet an, uns von aller Last zu befreien (Matthäus 11,28), Trost, Hoffnung und Leben in Fülle zu schenken (Johannes 10,10). Er will uns nicht für unsere Missetaten verurteilen, sondern mit uns gemeinsam die Zukunft gestalten. Er ist die Liebe in Person (1. Johannes 4,16) - unbegreiflich und gleichzeitig zum Greifen nah.
Um Ihn zu be-greifen und zu erfahren müssen wir uns dem "lieben Gott" zuwenden, damit Er uns an seine Hand nehmen und führen kann: "Wie ein Hirte für seine Schafe sorgt, so sorge ich für dich und leite dich" (Jesaja 40,11).
Vertrauen Sie sich Ihrem himmlischen Vater an, Er wartet auf Sie (Lukas 15,11-32)!
Gott ist nur ein Gebet weit entfernt!
Dienstag, 1. Juni 2010
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